Canyon Superlative

Schon um 6 Uhr morgens läutete heute früh der Wecker (obwohl ich nicht wirklich einen gebraucht hätte, da ich schon längst wieder wach lag), denn heute galt es, eine zeitliche Deadline zu halten. Für 12:30 Uhr war die Lower Antelope Canyon Tour gebucht.

Keine Option ist es allerdings, mit leerem Magen loszufahren. Glücklicherweise lag direkt gegenüber unserem Historic Route 66 Motel das Westside Lilo, das bereits um 6 Uhr morgens geöffnet hat.  Dieses Restaurant ist absolut empfehlenswert und obendrein urgemütlich eingerichtet. Nicht zu übersehen sind die Unmengen an deutschen Nummernschildern. Die freundliche Waitress merkte sofort, dass wir aus Deutschland sind und erzählte mir, dass die Besitzerin Lilo ebenfalls aus Deutschland kommt und bereits vor einigen Jahrzehnten mit ihrem damals in Wiesbaden stationierten Mann hierher zog. Nach ein paar kurzen Worten in deutsch mit Lilo‘s Mann wurde schon unser Breakfast to Go zubereitet: Ham & Egg Sandwich mit Hash Browns. Was soll ich sagen? Das Sandwich war „mouth-watering“ und die Hash Browns „absolutely jummy“. Damit hatten wir eine wirklich gute Wahl getroffen.

Westside Lilo‘s Restaurant

Auf der Interstate 40 fuhren wir dem Sonnenaufgang entgegen und bei Williams ging es weiter auf dem Highway 64, bis wir den Grand Canyon erreichten. Den Grand Canyon habe ich nicht zum ersten Mal gesehen und begeistert wie von so manchem anderen National- oder State Park war ich vom Grand Canyon irgendwie nie. Aber Christoph hatte einen festen Fotostopp auf seiner Bucket List und der musste „abgearbeitet“ werden. Den ersten Fotostopp legten wir allerdings schon am Pipe Creek Vista ein, denn vorbeifahren kann man halt dann doch nicht. Auf Höhe des Shoshone Point Trailhead sahen wir am Straßenrand einen völlig unaufgeregten Hirsch grasen, der sich von uns nicht beirren ließ.

Einen weiteren kurzen Stopp legten wir beim Duck on the Rock Viewpoint ein und der Desert View Watchtower sollte dann auch unser finaler Bucket List Viewpoint sein. An den konnte ich mich gut erinnern, bekomm‘s allerdings nicht mehr zusammen, wie viele Jahr(zehnte) der erste Besuch bereits zurückliegt. 

Grand Canyon

 

Der Highway 89 führte uns nach unserem kurzen Fotostopp-Abstecher bei Willow Springs auf die Coppermine Road schnurstracks zum Lower Antelope Canyon in der Nähe von Page. Vor Jahren hatten wir schon mal eine geführte Tour durch den Upper Antelope Canyon unternommen, an die ich allerdings keine allzu guten Erinnerungen habe, weil mir damals kurz nach dem Eingang in den Canyon meine Spiegelreflex den Dienst versagt hatte. Das war ein Desaster und meine Eltern hatten damals wahrlich keine Freude mit mir. Der Tag war einfach versaut. Doch heute sollte es anders sein. Bei Ken‘s Tours hatten wir bereits von zuhause eine Tour gebucht, die uns diesmal in den Lower Antelope Canyon führen sollte. Allerdings waren wir dann doch viel zu früh dran, weil wir uns mit der Zeitzonenverschiebung verhauen hatten. Wir dachten, uns würde eine Stunde fehlen; dem war aber dann doch nicht so. Jedenfalls waren wir auch nicht alleine dort sondern zusammen mit Horden von Chinesen und Koreanern. Wir wurden in Gruppen aufgeteilt und dann startete unsere Tour tatsächlich pünktlich. Tatsächlich darum, weil‘s die Indianer normalerweise mit Uhrzeit und Pünktlichkeit nicht so haben, doch die Touren sind ein „Big Business“ und da rollt der Dollar (die Tour kostet 50$ pro Nase). Im Entenmarsch machten wir uns auf den Weg zum Einstieg in den Canyon. Eine steile Treppe führt hinab in den Slot Canyon und sogleich findet man sich am Fuße der engen Slots. Für die Schönheit dieses Wunderwerks der Natur Worte zu finden, ist fast unmöglich. Jegliche noch so schöne Beschreibung würde der tatsächlichen Schönheit nicht gerecht werden. Die Formen, die einst vom Antelope Creek geschaffen wurden, versetzen jeden Besucher in Staunen. Auch die Bilder können nur in sehr begrenztem Maße wiedergeben, was das Auge und die Sinne beim Durchwandern des Canyons wahrnehmen. Somit muss ich es bei ein paar ausgewählten Bildern belassen und die Imagination jedem selbst überlassen.

Lower Antelope Canyon

Nach unserer Tour durch den Canyon, die 1,5 Stunden dauerte (das Programm sieht normalerweise 45-60 Minuten vor), fuhren wir zum nur 10 Minuten entfernten Horseshoe Bend. Die Geländehöhe des Plateaus, in das sich der Colorado River eingeschnitten hat, beträgt im Bereich des Horseshoe Bend rund 1300 Meter über dem Meeresspiegel. Der Anblick der monumentalen Hufeisenform des Navajo-Sandsteins ist absolut beeindruckend und selbst wenn man am Geländer steht (das lange Zeit gar nicht vorhanden war), wird einem ganz schön mulmig.

Horseshoe Bend

Nach diesen faszinierenden Eindrücken setzten wir unsere Fahrt auf dem Highway 89 fort und gelangten zum Eingang des Grand Staircase Escalante National Monuments. Dieses Gebiet wurde 1996 von Bill Clinton zum National Monument ausgerufen. Donald Trump hingegen ordnete 2017 an, die Schutzfläche nahezu zu halbieren. Ein Bundesgericht in Washington D.C. erließ im September 2018 eine einstweilige Anordnung, durch die die Flächenreduzierung vorläufig nicht wirksam wird. Bleibt nur zu hoffen, dass sich das Bundesgericht über Trump hinwegsetzen wird und das Schutzgebiet erhalten werden kann.

Unser Quartier für die Nacht fanden wir in den Red Canyon Cabins im schmucken Örtchen Kanab mit seinen rund 5.000 Einwohnern. Als Ortschaft entstand Kanab 1870, als zehn Familien der Mormonischen Pioniere der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in die Gegend zogen. In Kanab habe ich mich schon beim allerersten Besuch verliebt – und das liegt tatsächlich Jahrzehnte zurück. Doch die blumigen verklärten Eindrücke von damals haben mit dem Heute nicht mehr ganz so viel gemein und die Faszination des ersten Augenblicks kann es beim zweiten und bei weiteren Malen einfach nicht mehr geben. Das ist mit vielen Orten so, die man ein zweites Mal – oft Jahre später – besucht. 

Die Red Canyon Cabins sind für mich die bisher schönste Unterkunft auf unserer Reise. Der Bau der Holz-Cabins wurde erst im März 2019 abgeschlossen und daher ist alles noch neu und in einem makellosen Zustand. Das Holz verströmt einen wohltuenden Duft und die Atmosphäre in den schon fast luxuriös eingerichteten Cabins ist heimelig. Einfach nur schön!

Red Canyon Cabins

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