Archiv der Kategorie: 01_USA Südwest 2019

Around Page

Was für ein toller Start in den Donnerstagmorgen! Nach unserem Frühstück in der Marble Canyon Lodge – wir waren gerade auf dem Weg zurück in unser Zimmer, um unsere Sachen zu packen – querte ein freundlicher Amerikaner den Weg, um zu warten, bis ich mein Foto von der Lodge gemacht hatte. Und schon war ein kleiner Plausch entstanden, aus dem sich ein angeregtes und kurzweiliges Gespräch entwickelte. Er rief nach seinem Hund und darauf sprang ich natürlich sofort an. Seine Allie wartete im Auto, sprang heraus und lief schwanzwedelnd auf mich zu. Ich zeigte ihm ein Foto von Trixi und Vroni. Seine Augen funkelten und aufgeregt erzählte er mir sichtlich gerührt, dass auch er einen Husky hatte und dass dies sein bester Hund gewesen sei. Seine Allie streichelnd tauschten wir uns über die vielen Reiseziele in den USA aus und als ich ihn fragte, ob er auch den Salton Sea kenne, sah er mich ziemlich entgeistert an und meinte, was ich denn an diesem Ort schön fände. Wir lachten beide herzhaft, als ich ihm versicherte, dass diese „remote area“ mit dem Salton Sea und seinen toten Fischen „disgusting“ sei, aber ich die Gegend trotzdem liebe. Und so ging unser Ratsch munter weiter, bis wir bei der Politik landeten und Mark seinen Unmut zur aktuellen Regierung äußerte. Er könne einfach nicht verstehen, wo sich all diese Freaks verstecken, die einen Präsidenten wie diesen gewählt haben. Er treffe unterwegs immer nur auf freundliche Menschen – Wo also sind diese ganzen Idioten? Er als bekennender „Left wing-Hippie“ könne das alles nicht verstehen. Das Gespräch mit Mark war so dermaßen erfrischend und zeigt doch, dass es auch vernünftige Amis gibt. Nach so einem Gespräch und ein angenehmes Zusammentreffen hatte ich mich die ganze Zeit schon gesehnt, denn bislang haben sich solche Gespräche nicht ergeben. Thank you Mark – you made my day!

Talk with Marc

 

Sweet Allie

 

Nachdem ich nun Christoph eine gute halbe Stunde habe warten lassen, machten wir uns auf den Weg zu Lee‘s Ferry, um den Colorado aus nächster Nähe zu sehen. Wir fuhren die Stichstraße zur Lee‘s Ferry Launch Ramp entlang durch eine atemberaubende Landschaft. Der Colorado glitzerte im frühen Sonnenlicht.

Lee‘s Ferry – Colorado River

 

Nur einen Steinwurf von Lee‘s Ferry und unserer Marble Canyon Lodge entfernt trifft man auf die Navajo Bridge. Genauer gesagt sind es zwei Brücken. Neben der historischen Brücke aus dem Jahr 1929 kam 1995 südlich ein Neubau hinzu. Als die erste Navajo Bridge am 12. Januar 1929 eröffnet wurde, war sie die einzige Brücke über den Colorado auf 965 Kilometern Flusslänge und bildete damit eine lebenswichtige Verbindung zwischen Arizona und Utah. Außerdem war sie zum Zeitpunkt ihrer Errichtung die höchste Stahlbogenbrücke der Welt. Mit der Eröffnung der neuen Brücke wurde die alte für den Autoverkehr gesperrt und ist seither nur noch für Fußgänger zugänglich.

Navajo Bridge

 

Wie es das Schicksal vorsah, bauten gerade, als wir den Fotostopp an der Navajo Bridge einlegten, die Navajos ihre Verkaufsstände auf. Selbstverständlich konnte ich nicht anders, als das ein oder andere schöne Stück zu erwerben. Und auch dieses Zusammentreffen mit zwei ausgesprochen sympathischen Navajo-Frauen war einfach nur schön.

Anschließend fuhren wir nach Page zu McDonalds, um unserem „Digital Detox“ entgegenzuwirken, da wir in der Marble Canyon Lodge kein WiFi hatten.

Nun sollte es aber zum eigentlichen Ziel des heutigen Tages gehen, nämlich zu den Rimrocks Toadstool Hoodoo‘s, die wir über den Highway 89North erreichten. Bisher sind wir an dem kleinen, leicht zu übersehenden Schild immer vorbeigefahren, doch dank Christoph‘s Recherche im Vorfeld zu dieser Reise standen diese Hoodoo‘s auf unserer Bucket List. Die fragilen Hoodoo‘s in den unterschiedlichsten Farbtönen sind einzigartig und definitiv den kurzen Fußweg wert. Man fühlt sich wie in einem Märchenwald voller bizarrer Felsformationen. Um einen noch besseren Ausblick auf die Hoodoo‘s zu erhaschen, wollte ich es mir nicht nehmen lassen, über einen ziemlich steilen sandigen Aufstieg den höchsten Punkt inmitten der Toadstools zu erklimmen. Der Ausblick, der sich mir dann von oben bot, war unbeschreiblich und unwirklich. Auch hier können Bilder nur annähernd einen Eindruck von der Einzigartigkeit dieser Landschaft vermitteln.

Rimrocks Toadstool Hoodoo‘s

 

Den Abschluss der landschaftlichen Highlights des heutigen Tages bildete der Wahweap Scenic View auf den Glen Canyon und Lake Powell.

Glen Canyon – Lake Powell

 

Im Big John‘s Texas Barbecue in Page verleibten wir uns Texas Ribs, Pulled Pork, Sausage, Beans und Coleslaw ein. Ein gelungener Abschluss eines ebensolchen Tages!

Live Music@Big John‘s Texas Barbecue

Hoodoo Overload

Den Mittwoch haben wir mit einem Frühstück im Subway von Kanab gestartet. Amerikanischer hätt‘s dort nicht sein können mit einer Bedienung hinter der Theke, die den Eindruck vermittelte, als hätte sie Kanab noch nie verlassen und mit nur so bedingt einsetzbaren kognitiven Kapazitäten, dass es gerade noch zum Belegen eines Sandwiches reichte. Und wie so oft üblich in Ketten wie diesen oder auch beim Frühstück in den Motels ist Plastik allgegenwärtig. Da wird auch noch das Sandwich in ein Plastikkörbchen gelegt, Soft Drinks und Kaffee gibt‘s in meist überdimensionalen Wegwerfbehältnissen mit Plastikdeckeln, damit während der Fahrt auch ja nichts verschütt geht. Und wir sehen uns mit der Abschaffung von Ohrstäbchen und Zahnstochern als die Helden des Umweltschutzes. Da gäb‘‘s woanders noch weit mehr Potential – das steht fest. Welcome to Planet Plastic!

Tagesordnungspunkt hinsichtlich Naturspektakeln sollte heute der Zion Nationalpark sein. Obwohl der Besuch für mich nicht der erste war, ist die Schönheit dieses Park doch immer wieder faszinierend – auch wenn man nur die Scenic Viewpoints abfährt. Schon bei der Einfahrt in den Park eröffnet sich dem Besuch die Checkerboard Mesa mit ihren wuchtigen Felsformationen, mit ihrer einzigartigen Gesteinsstruktur. Es lässt sich nur erahnen, wie viele Autos und Menschenmassen sich in den Sommermonaten durch diesen Park schieben. Schon an diesem Vormittag war nicht gerade wenig los. Immer noch allgegenwärtig sind die Cruise America‘s und El Monte‘s und bei jedem dieser entgegenkommenden Motorhomes denke ich an unsere vergangenen USA-Urlaube.
 
Zion Natl. Park
 
Nun, auch dieses Mal war der Zion Nationalpark wieder einen Besuch wert und mit den aufgefrischten Erinnerungen im Gepäck ging‘s dann über den Scenic Bayway 89 Richtung Bryce Canyon Nationalpark. Auf dem Weg dorthin wollten wir einen kurzen Stopp in Orderville in der deutschen Bäckerei Forscher einlegen. Ich sah förmlich schon das deutsche Brot und jede Menge süßer Teilchen vor meinem geistigen Auge. Umso enttäuschter war ich allerdings, als der Parkplatz leer und an der Tür ein Zettel mit der Information hing, dass die Bäckerei vom 21. Oktober 2019 bis 20. April 2020 geschlossen hat. Aber nicht nur die deutsche Bäckerei sonder auch das ein oder andere Restaurant oder Motel hatte geschlossen. Anscheinend lohnt es sich außerhalb der Saison nicht mehr, aufzumachen. Die Strecke zum Bryce Canyon Nationalpark führte uns durch schmeichelnde Landschaften mit herbstlichen Farben. Einfach nur schön!
 
Schon vor den Pforten des Bryce Canyon wird man vom Red Canyon empfangen und auf die Naturschönheiten eingestimmt, die noch vor einem liegen.
 
Red Canyon

Im Bryce Canyon haben wir zunächst am Rainbow- und Yovimpa Point einen Halt eingelegt, um die Hoodoo-Wälder auf uns wirken zu lassen. Am Bryce- und Inspiration Point ergibt man sich schließlich dem Hoodoo-Overload. Der Bryce Point wartet mit einer Aussichtsplattform auf, an die ich mich während der letzten Besuche nicht erinnern kann. Für mich war‘s ein mulmiges Gefühl bis ganz vorne ans Geländer zu gehen und den monumentalen Ausblick zu genießen, weil es den Anschein hat, als würde die Aussichtsplattform frei über dem Abgrund schweben. Tatsächlich befindet sich aber unter der Plattform ein Felsvorsprung. Jedenfalls fegte immer wieder eine Bö auf, wenn ich meinen ganzen Mut zusammennahm und mich bis vorne zum Geländer wagte und mein iPhone verkrampft für ein Foto in die Höhe hielt. Für mich war‘s „thrilling“, aber es schien mir, als hätten die anderen Besucher kein Problem damit.
Den 2,4 km langen Rim Trail vom Bryce Point zum Inspiration Point bin ich zu Fuß gegangen und ich habe die immer wieder neuen Ausblicke auf die schier unglaubliche Fläche mit Hoodoo‘s genossen. Jede Biegung gab einen anderen Blick auf diese kaum zu beschreibende Landschaft frei, die mit Bildern in keinster Weise vollständig zu erfassen ist. Diese Eindrücke kann man nur versuchen, mit all seinen Sinnen aufzunehmen und auf sich wirken zu lassen.
 
Bryce Canyon Natl. Park
 
Natural Bridge
 
Hoodoo Overload
 
My Roadtrip-Buddy & me
 
Auf der Rückfahrt vom Bryce Canyon haben wir bei Orderville noch einen kurzen Stopp in Joe‘s Rock Shop eingelegt und uns ein paar der Moqui Marbles gekauft, die es hier in der Gegend gibt, aber nur schwer zu finden sind. Und da uns ohnehin die Zeit fehlte, selbst auf die Suche zu gehen, haben wir dies ganz einfach bei Joe erledigt. Die Moqui Marbles werden ja anscheinend zu „spritual healings“ eingesetzt, doch Joe erzählte uns ganz trocken, dass auch die ihm bei seinen Kreuzschmerzen, die er sich über all die Jahre des Schürfens zugezogen hat, nicht geholfen hätten. Ich habe auch noch einen Utah Variscite mitgenommen, der eben hauptsächlich in Utah vorkommt und eine schöne grünliche Färbung aufweist.
 
Es war schon später Nachmittag, als wir die restliche Strecke bis zur Marble Canyon Lodge in Angriff nahmen. Eigentlich wollten wir in Kanab noch einen Happen essen, doch das Restaurant, in das wir gehen wollten, hatte geschlossen und so setzten wir unsere Fahrt Richtung Marble Canyon fort. Einen kleinen Hoffnungsschimmer auf Essen hatten wir in Jacob Lake, doch dort angekommen, mussten wir feststellen, dass das Kaff nur aus einer Tanke, einem Motel und einem Campground besteht. Weit war es bis zu unserer Unterkunft allerdings eh nicht mehr. Futter fürs Auge gab es auf der 89 South jedoch mehr als genug, denn plötzlich und ganz unverhofft eröffnet sich nach Serpentinen und einer Biegung ein wahrhaft Gänsehaut hervorrufender Ausblick auf die Vermillion Cliffs. Leider war es schon zu dunkel, um die Cliffs in ihrer vollen Schönheit bewundern zu können, doch dies wollen wir morgen nachholen und die Cliffs im strahlenden Licht des Sonnenuntergangs noch einmal bewundern. Noch ganz betört von diesem Anblick gelangten wir nach Cliff Dwellers und sehr zu unserem Erstaunen sahen wir dort ein Restaurant – und wirklich nicht mehr als dieses Restaurant – das glücklicherweise auch geöffnet hatte. Der Blick auf die Speisekarte ließ Großartiges erwarten und so gab‘s dann tatsächlich noch Burger mit Angus Beef, Süßkartoffel-Pommes und Onion Rings – und dazu ein Hop Knot Arizona IPA. Dieser ereignisreiche Tag konnte nicht besser ausklingen. Nur kurze Zeit später erreichten wir die Marble Canyon Lodge und waren einfach nur platt von den Eindrücken des heutigen Tages.
 
Marble Canyon Lodge